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Sommerulaub 2009 - La Montanara



 

Mittwoch, 29. Juli und Donnerstag, 30. Juli

von Anke Krause
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Wie fast jedes Mal beginnt unser Sommerurlaub mit einem Shopping-Tag in Landshut. Den ziemlich mickrigen Kanaldeckel haben wir schon vom letzten Mal im Archiv, da müssen wir also keine Energie auf weitere Suche verschwenden. Auf dem sonstigen Wunsch-Programm diesmal: Eine graue Leinenhose für Papa, Haarspitzen-Fluid fürs Kind und ein Buch für mich (ich hatte vor dem Urlaub alles Verfügbare ausgelesen). Aber erst einmal geht es zum ADAC, das hatten wir zu Hause nicht mehr geschafft. Wozu ist man schließlich seit Jahren Mitglied in dem Verein? Es gibt ein wenig Infomaterial zu unserem Urlaubsziel und eine Routenplanung (die wir jetzt mit der selbst ausgedruckten von Google Maps vergleichen können ). Einen Reiseführer hatten wir schon zu Hause gekauft, aber der ist so dürftig, dass wir hier auf genauere Literatur hoffen. Leider vergebens. Die Schweiz scheint auch auf dem Tourismussektor eher auf Verschwiegenheit zu setzen... Aber ganz wichtig: Hier bekommen wir auch schon die Autobahnvignette für die Schweiz. Es folgt ein Besuch im Internetcafé, ein Geburtstagsglückwunsch muss auf den Weg gebracht werden. Außerdem hoffen wir, bei der Gelegenheit ein Treffen mit den Freunden in Karlsruhe für die Rückreise arrangieren zu können, praktischerweise mit Übernachtungsgelegenheit. Jetzt aber Shopping. Drogeriemarkt, leider nur mit halbem Erfolg. Da müssen wir gelegentlich noch einmal einen anderen aufsuchen. Teeladen, hier wird nach langer Unterhaltung mit der Inhaberin aus dem Ruhrgebiet das Kontingent der folgenden 2 Wochen erstanden. Inclusive Maracuja-Tee fürs Kind. Den müssen wir dann ja zum Glück nicht mittrinken. Bekleidungsladen, Bluse für Mama, T-Shirt fürs Kind. In der Herrenabteilung ist das Kind in seinem Element, versucht eifrig, Papa nach ihrem eigenen Geschmack einzukleiden. Papa ist zwar wenig begeistert, probiert aber trotzdem knallenge Jeans mit Flicken, Hawaii-Hemden und T-Shirts mit zweifelhaftem Aufdruck an. Das Kind quietscht vor Vergnügen, letztendlich bleibt es aber dann doch bei einer eher schlichten schwarzen Hose – grau gibt es beim besten Willen nicht, auch, wenn es sich Papa noch so sehr in den Kopf gesetzt hat. Jetzt aber die Krönung des Tages: Die Buchhandlung. Stunden unseres Lebens verbringen wir dort (das Kind ersteht das Buch „Die Kuh, die weinte“, das uns noch in weiten Teilen des Urlaubs begleiten wird), bis uns ein Anruf der Verwandtschaft erreicht: „Wo seid Ihr? Wir wollten doch heute zusammen in den Biergarten gehen und warten schon eine ganze Weile auf euch!“ Na gut, also losreißen und schleunigst zurück. In Rekordzeit bewältigen wir die Strecke und genießen anschließend wieder einmal einen wunderbaren Abend in unserem Lieblingsbiergarten.
Den nächsten Tag haben wir für einen Besuch in Passau verplant. Hinfahrt durch das Vilstal geht am schnellsten, hat uns die Verwandtschaft versprochen. Stimmt wohl auch – zumindest theoretisch, denn schon ab dem zweiten Ort sind wegen Bauarbeiten riesige Umleitungen eingerichtet. Aber schließlich haben wir ja Urlaub. Kurz vor Vilshofen dann ein Schrei von der Rückbank: “Daaaa, da ist ein Rossmann, da gibt es Haarspitzen-Fluid“. Papa reisst das Lenkrad herum und einen Moment später stehen wir auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums. Auf der Suche nach dem richtigen Produkt kommen wir noch an einem Paket Taschentüchern und einer Tüte Bonbons vorbei, die unbedingt unseren weiteren Urlaub miterleben wollen. Wir erbarmen uns und kaufen auch diese Teile. Auf andere, wenn auch zugegebenermaßen interessante, Angebote gehen wir nicht ein. Irgendwann erreichen wir dann Passau. Die Lage direkt an der Österreichischen Grenze ist zu verlockend, vor der Stadtbesichtigung also erst ein kurzer Sprung über die Grenze, wo das Tanken wesentlich günstiger ist. Wir lernen Teile der Stadt kennen, in die wohl kaum ein Fremder je gekommen ist, passieren die Grenze und stehen plötzlich in ländlichster Umgebung. Der Gedanke an eine Tankstelle kommt hier wirklich nur Menschen mit sehr viel Phantasie. Oder entsprechender Ausdauer. Die beweisen wir dann, indem wir immer weiter fahren, bis tatsächlich irgendwann ein Hinweisschild auf eine Tankstelle in mehreren Kilometern Entfernung auftaucht. Dem folgen wir hartnäckig und irgendwann taucht wie aus dem Nichts tatsächlich eine Tankstelle auf. Lange Schlange, aber wenn man schon mal hier ist... Der Tank wird gefüllt (ob es angesichts der langen Anreise jetzt wirklich günstiger war als in Deutschland, weiss ich nicht so richtig) und wir machen uns auf den Rückweg nach Passau. Zurück geht es durch enge Gassen, vorbei an verwirrenden Parkhaushinweisen (das scheint in Bayern System zu haben), bis wir endlich das Auto einigermaßen zentral abgestellt haben.
Die Fußgängerzone ist schnell erreicht, als erstes steuert Papa auf ein Bekleidungsgeschäft zu. Verwirrte Blicke bei den Damen, bis es uns schwant: Als erstes wird der Wegweiser neben der Rolltreppe angesteuert, der die Lage der Kundentoiletten verrät. Na gut, während Papa im dritten Stock ist, kann das Kind ja noch schnell die Schlussverkaufsangebote studieren. „Mama, ein Kleid habe ich überhaupt nicht, wie wäre es denn hiermit?“ Und dann gleich noch eins. Eine zufällig freie Kabine wird mit Beschlag belegt und in der nächsten halben Stunde mit Zähnen und Klauen gegen andere Probierwillige verteidigt. Inzwischen ist auch Papa wieder dazugestoßen und bildet sich seine Meinung zu den beiden Kleidern. „Beide gut, entscheide dich selbst.“ Die Verkäuferin meint auch, sich einschalten zu müssen: „Das mit den geknoteten Trägern ist doch viel praktischer, das kann sie auch im nächsten Jahr noch tragen, wenn sie gewachsen ist, da macht man die Träger einfach etwas länger.“ Wir wechseln vielsagende Blicke und verschieben das schallende Lachen auf später. Im Endeffekt kann sich das Kind dann nicht richtig entscheiden und kauft kurzerhand beide Kleider.
Weiter geht es durch die Stadt. Nette Gassen, hübsche Geschäfte, aber lange Zeit keine Kanaldeckel. Dann irgendwann doch einer, mitten auf einer befahrenen Straße. Gibt zwar keine Auskunft über die Stadt, aber zeigt immerhin einen eindrucksvollen Löwen. Na gut, zwischen zwei Autos wage ich es, auf die Straße zu springen. Ist immerhin besser als nichts. Den Dom können wir dem Kind leider nicht ersparen. Nicht ganz so schlimm Barock wie die Kirche von Neuzelle, aber doch so, dass wir es nicht all zu lange darin aushalten. Weiter geht es durch die Altstadt. Wir nähern uns dem berühmten Zusammenfluss von Donau und Inn, wo die Flusskreuzfahrtschiffe anlegegen. Ein eindrucksvolles Exemplar liegt hier vor Anker, die Fahrgäste machen wohl gerade den obligatorischen Stadtrundgang mit Regenschirm-hochhaltendem Reiseleiter. Bis auf einen entweder fußkranken oder völlig desinteressierten älteren Herrn, der sich optisch ansprechend an seinem geöffneten Kabinenfenster niedergelassen hat: Trainingshose, Unterhemd, hochgelegte Füße und ein Buch (leider war nicht zu erkennen, was er dort las). Wir geben uns gegenseitig das Versprechen, eine Flusskreuzfahrt frühestens in 40 Jahren ins Auge zu fassen. Die Suche nach einem ansprechenden gastronomischen Betrieb zur Einnahme eines Getränks gestaltet sich eher schwierig,in der Altstadt scheint es so etwas nicht zu geben. Schließlich werden wir doch fündig, direkt gegenüber der „Fahrrad-Klinik“, wo alle möglichen Passau-Wien-Fahrer ihre Fahrzeuge noch einmal fit machen für die große Fahrt. Interessant, wer da so alles vorbeikommt!
So, nun aber allmählich zurück Richtung Auto. Noch schnell ein paar Flaschen Wein erstehen in dem Laden, den wir auf dem Hinweg schon gesehen haben, und dann zurück ins Vilstal. Auf dem Weg zum Weinladen noch eine freudige Überraschung: Die Straße wurde wohl vor kurzem neu gemacht und zu diesem Zweck hat die Stadt Passau in neue schicke Kanaldeckel investiert. Also doch noch ein Beutestück für die Sammlung.
Den Rückweg nehmen wir diesmal über die Dörfer, wo es zum Glück keine Baustellen und Umleitungen gibt, so dass wir rechtzeitig vor Küchenschluss in unserem Lieblingsgasthof ankommen, wo das Kind traditionell die Nummer 111 der Speisekarte („Beilagenänderung“) bestellt. Nach einem reichhaltigen Essen beenden wir den Abend recht früh, denn am nächsten Tag wollen wir nicht zu spät starten.

zuletzt geändert: Sep 04 2009

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