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Sommerulaub 2009 - La Montanara



 

Freitag, 7. August

von Anke Krause
Sommerulaub 2009 - La Montanara >>

Reiten ist erst am Samstag dran, also können wir noch einen Ausflugs-Tag einschieben. Gletscher war prima, beschließen wir und hier in der Nähe gibt es ja noch mehr davon. Diesmal also der Fee-Gletscher in Saas Fee. Vor über 20 Jahren war ich mal zum Skifahren da, hat mir gut gefallen damals. Aber ich rechne damit, dass sich seitdem viel getan hat und man den Ort nicht wieder erkennt. Das Kind spekuliert auf eine besondere Gaudi: Sommerskilauf. Das geht nämlich auf dem Gletscher! Aber erst einmal liegen vor uns 24 Serpentinen bergab. Stau in Visp müsssen wir diesmal nicht befürchten, die Straße nach Saas Fee geht vor der gefährlichen Stelle rechts ab. Durch das Saastal geht es kontinuierlich bergauf, aber ganz gerade und ohne Serpentinen. Mal was anderes! Vor Saas Fee dann das große Parkhaus (schon anders als vor 20 Jahren, da gab es nur einen einfachen Parkplatz am Ortsrand, im Ort fuhren schon damals keine Autos. Bis auf die gefährlich leisen Elektromobile der Hotels und Geschäfte, die in halsbrecherischem Tempo Slalom um die Fußgänger fuhren). Wir stellen das Auto ab und gehen Richtung Ort. Eigentlich sieht es hier nicht viel anders aus als früher, außer, dass halt der Schnee fehlt. Hoppla, was war das? Ach ja, ein Elektroauto. Ich reaktiviere meinen Zur-Seite-spring-Reflex (geht eigentlich noch ganz gut) und auch meine Familie erweist sich als sehr lernfähig. Schon bald haben wir heraus, wie man am elegantesten durch die Straßen hüpft, ohne unter die Räder zu geraten. So, wo geht es jetzt hier zur Seilbahn? Ach ja, am Ortsende und dann rechts... Die Bahn ist nicht in Betrieb. So was Blödes! Aber da stelle ich fest, dass mittlerweile eine zweite Seilbahn existiert, die viel schneller die 3000-Meter-Bergstation erreicht. Tickets lösen, dreimal schlucken angesichts der horrenden Preises und ein enttäuschtes Gesicht ziehen (zumindest das Kind): Skifahren geht nur bis 13.00 Uhr, danach ist der Schnee wohl so matschig, dass es keine Freude mehr ist. Und da wir bekanntlich nicht die Super-Frühaufsteher sind (schon gar nicht im Urlaub) und die Anreise auch eine Weile gedauert hat, ist es jetzt 12.45 Uhr. Na ja, aber anschauen kann man sich die Sache ja mal, vielleicht kommt man dann nochmal im Winter her. Mit der Seilbahn geht es also auf 3000 Meter Höhe, danach weiter mit der Metro alpin. Dem Kind wird ganz anders bei dem Gedanken, mit einer U-Bahn steil aufwärts mitten durch den Berg 500 Höhenmeter zu überwinden. Tröstlich ist nur der Gedanke, dass im Winter hier zusätzlich zu den gefühlten 100000 Menschen ca. 100000 Paar Ski und Stöcke (alternativ Snowboards oder Big Feet) transportiert werden. Jetzt dauert es eine Ewigkeit, bevor das Ding endlich losfährt. Und dann zieht sich die Fahrt ganz schön. Alle sind froh, als es dann endlich wieder an die frische (bei 3500 Höhenmetern ziemlich dünne) Luft geht. Und dann? Wir stehen mitten im Schnee! Im August! Erst mal herrscht großes Staunen angesichts der grandiosen Aussicht. Dann ein entsetzter Schrei von Papa: “Jetzt hätte ich fast mein Handy in die Gletscherspalte geworfen!“.  In der Ferne entdecken wir jetzt das Sommerskigebiet: Zwei Lifte und zwei Pisten. Sicher besser als nichts, aber wenn man so an die endlosen Pistenkilometer im Salzburger Land denkt... Ok, im Winter ist es hier auch eindrucksvoller, aber jetzt muss man wirklich nicht unbedingt die Bretter anschnallen. Ganz im Gegenteil, das Kind kommt auf die Idee, sich der Wanderschuhe zu entledigen und mal auszuprobieren, wie sich Schnee und nackte Füße vertragen. Klasse, sagt sie und da lassen wir uns nicht lumpen und probieren es auch mal aus. Kalt! Aber alles, was nicht unmittelbar zum Tode führt, härtet ab, und so laufen wir noch eine Runde durch den Schnee, bevor wir unsere Super-High-Tech-Mikrofaser-Handtücher aus den Rucksäcken graben und die Füße wieder Wanderschuh-fähig machen. Das nächste Highlight ist die Gletscherhöhle unterhalb der Restaurants. Eintritt kostet es immerhin nicht, da kommt man mit dem Seilbahn-Ticket rein – auch wenn der offensichtlich zu Scherzen aufgelegte Kontroletti Papa erst einmal weismachen will, man müsse noch einmal extra bezahlen. Wieder wir es kalt, diesmal nicht nur an den Füßen. Und dann stehen wir mitten im Eis. Nicht alleine, wie wir feststellen. Außer den anderen Touristen wartet hier schon Micky Maus auf uns. Welche Freude! Und das Kind kann sich nichts Schöneres vorstellen, als schleunigst Körperkontakt zu diesem netten jungen Herrn zu suchen. Na ja, das ist jetzt vielleicht nicht unbedingt unser Geschmack, aber die Vorstellung, mitten im Gletscher zu stecken, hat schon etwas.Jetzt aber wieder zurück ins Tal, bevor wir die letzte Gondel verpassen. Auf dem Weg nach unten entdeckt das Kind die Sommerrodelbahn und den Klettergarten. „Oh, cool, ich will auch mal!“. Geht aber wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr, dort wird in einer halben Stunde geschlossen und immerhin haben wir auch noch eine ganz schöne Strecke vor uns – inklusive 24 Serpentinen bergauf. So nehmen wir uns nur einen Flyer mit. Man weiss ja nie, vielleicht entgeht uns ja ein absolutes Urlaubs-Highlight. Aber für ein Bier und eine Pizza reicht die Zeit dann doch noch, außerdem fangen wir allmählich an, uns um Mitbringsel für die Daheimgebliebenen zu kümmern. Das Kind blättert in dem Flyer und stellt fest, dass es ein Verbrechen ist, in diesen Klettergarten nicht zu gehen. Wann hat man sonst schon mal die Chance, an 280 Meter langen Drahtseilen über ein tiedfe Schlucht zu rutschen? In Berlin sicher nicht! So fällt dann der Beschluss: „Hier fahren wir nochmal hin!“ Das Kind beschließt zudem, dass auch die Eltern sich gefälligst in den Klettergarten zu begeben haben. Und Sommerrodeln sowieso.

zuletzt geändert: Oct 30 2009

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