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Rom im November - Menschenleer?




 

Freitag, 27.11.09

von Anke Krause
Rom im November - Menschenleer? >>

Abflugzeit 7.10 Uhr, die Abfertigungsschalter haben von 5.10 Uhr bis 6.30 Uhr geöffnet. Das heißt: Abfahrt mit dem Regionalexpress um 5.27 Uhr. Wir erstehen schnell noch zwei Anschlussfahrscheine, schließlich liegt der Flughafen nicht mehr im Geltungsbereich unserer Jahreskarte. Mit nur 2 Minuten Verspätung erscheint der Zug, wir erreichen den Flughafen pünktlich und ohne weitere Zwischenfälle. Die Gepäckabfertigung funktioniert reibungslos und auch die Sicherheitskontrollen passieren wir unbehelligt. Kein Wunder, diesmal habe ich lange vorher daran gedacht, mein Taschenmesser tief unten im Koffer zu vergraben. Und alle Shampoos und Duschgels haben wir ebenfalls aus dem Handgepäck verbannt.
So, jetzt ist erst mal Zeit zum Früstücken. In weiser Voraussicht haben wir uns am Abend vorher schon ein paar Brötchen geschmiert, denn um diese frühe Stunde hat sicher noch keine Verkaufsstelle im Flughafen geöffnet. Wir suchen uns zwei freie Stühle im Wartebereich und fangen an, mit langen Zähnen die zähen Brötchen vom Tag vorher zu kauen. Aber mangels Alternative... Ich mache mich auf den Weg zum Duty-free-Shop, um dort wenigstens eine Flasche Wasser zum Nachspülen zu erstehen. Mein Weg dorthin führt mich vorbei an einer großen Anzeigetafel, auf der alle Flüge der nächsten Zeit mit dem entsprechenden Ausgang aufgelistet sind. Nur an unserem steht „Please wait“. Na ja, es ist ja auch noch sehr früh. Was mein Auge dann erblickt, ist zwar ärgerlich, aber zumindest lehrreich für die Zukunft: Ein geöffnetes Marché-Restaurant mit frischen Sandwiches, Baguettes und für die Leute, die so etwas um diese Stunde schon mögen, Bratwürsten und Speck. Kaffee gibt es auch. Da wir aber unsere Brötchen haben, belasse ich es doch bei der Flasche Wasser und kehre mit der frohen Kunde zu unserem Sitzplatz zurück. Der Gatte vermittelt den Eindruck, dass er in der Zwischenzeit schon fast an den Brötchen erstickt ist. Aber jetzt haben wir ja unser Wasser, alles wird gut. Und beim nächsten Mal planen wir gleich Mövenpick ein.
Die Brötchen sind verspeist, die Verpackung entsorgt,  jetzt machen wir uns doch mal auf in Richtung Ausgang. Angezeigt ist immer noch „Please wait“, aber die grobe Richtung ist erst mal für alle gleich. Inzwischen teilt man uns über Lautsprecher mit, dass der Flug nach Madrid 40 Minuten Verspätung hat. Aber das betrifft uns zum Glück ja nicht. Irgendwann stehen wir in den Katakomben des Flughafens und wissen nicht weiter. Immerhin nicht alleine. Ein italienisches Paar und ein älterer asiatischer Mann stehen genau so ratlos wie wir vor der „Please wait“-Anzeige und  gemeinsam überlegen wir nun, was zu tun ist. Die Italiener machen es sich auf ihrem Handgepäck bequem und starren auf die Anzeige. Der ältere Mann lächelt nur versonnen. Eine geraume Zeit vergeht. Irgendwann kommt eine Frau in Flughafen-Uniform vorbei. Die Italienerin stürzt sofort auf die Dame zu und fragt nach dem neuesten Erkenntnisstand. Die Frau weiss auch nichts, verspricht uns aber, mal nachzuhören. Dann verschwindet sie hinter einer geheimnisvollen Tür. Und in der Tat, wenige Minuten später teilt uns der Lautsprecher mit, dass der Flug nach Rom um 8.20 Uhr abfliegen soll. 70 Minuten später also. Der Mann lächelt immer noch, mittlerweile etwas ratlos. Er hat wohl nicht verstanden, worum es geht. Wir versuchen zu viert, es ihm zu erklären. Erst in deutsch. Keine Chance. Englisch. Ratloses Lächeln. Italienisch? Einen Versuch ist es wert. Aber auch Fehlanzeige. Die Italienerin zeigt erstaunliche schauspielerische Fähigkeiten, sie imitiert erst ein Flugzeug, dann eine Uhr, zeigt mit den Fingern „8“, dann zusammen mit ihrem Partner „20“. Aber immer noch scheint der Mann nicht zu verstehen. Er geht stattdessen zu einem mittlerweile dazugestoßenen Rucksacktouristen und spricht ihn an. In welcher Sprache, konnte keiner verstehen. Überhaupt beschließen wir jetzt, doch noch einen Kaffee zu trinken. Wir lassen uns in der irischen  Kneipe im Abflugbereich nieder, bestellen zwei Milchkaffee und kramen unsere Zeitung hervor. So schaffen wir es tatsächlich, diese bis zum Abflug noch in Berlin zu lesen und auch gleich zu entsorgen. Irgendwann dann endlich die erlösende Anzeige: Flug nach Rom Ausgang 62. Wir begeben uns wieder in die Katakomben und stellen uns in die Schlange vor Nummer 62. Direkt vor uns ein junger dynamischer Mann, der offensichtlich gut voraus geplant hat: er schleppt als Handgepäck einen Hocker mit sich herum! So kann er dann im ziemlich vollen Warteraum auch seine Füße bequem hochlegen. Zum Glück dauert es jetzt nicht mehr lange, bis der Aufruf zum Boarding tatsächlich kommt. Zu Fuß 50 Meter übers Rollfeld, dann geht das Hauen und Stechen um die besten Sitzplätze los. Zum Glück ist der Flieger nicht ausgebucht und so wird es nicht ganz so schlimm. Irgendwann sitzen alle, selbst der asiatische Mann hat es irgendwie geschafft, er sitzt jetzt auf der anderen Seite des Gangs direkt neben uns. Eigentlich könnte es jetzt losgehen, wenn  nicht die Flugbegleiter immer noch wie die aufgescheuchten Hühner einen Platz im Gepäckfach suchen würden – für den Hocker des jungen Dynamikers. Mit viel Mühe und einigem Umsortieren ist aber auch dieses Problem irgendwann gelöst und mit genau 80 Minuten Verspätung hebt das Flugzeug nun ab in Richtung Rom.

Während des Fluges ist nicht viel zu sehen, es ist zu wolkig. Der Pilot erzählt zwischendurch ein paar Sachen zum Wetter in Rom, wir lassen die üblichen Verkaufsangebote für Parfüm und Schnaps eher gelangweilt über uns ergehen. Dann plötzlich: Rom in Sicht! Ein erster Blick auf die Stadt, das Colosseum ist nicht zu übersehen, insgesamt hat man einen recht grünen Eindruck – und das Ende November. Wir passieren die Randbezirke und landen kurze Zeit später in Ciampino. Ein paar ewig gestrige fangen an zu applaudieren, als der Flieger auf der Landebahn aufsetzt, aber sie lassen das schnell wieder bleiben, als sie merken, dass sonst niemand mitmacht. Diesmal geht es per Bus zum Flughafengebäude. Die Gepäckausgabe klappt zügig, der junge Dynamiker hat sogar einen Sitzplatz, um auf sein restliches Gepäck zu warten Busfahrscheine für die Fahrt ins Zentrum und die 3-Tage-Tickets für den Rest des Aufenthalts sind schnell erstanden. Auf dem Weg zum Bus bekommen wir gleich Heimatgefühle, das erste, was uns entgegen leuchtet, ist eine große IKEA-Werbung. Und dann stellen wir fest, warum Rom auch im November so grün ist: Überall stehen riesige Pinien herum, und die sind eben auch im Winter grün.

Der Bus bringt uns zur U-Bahn-Station Anagnina, von dort geht es unterirdisch weiter in die Stadt. Der erste Eindruck ist ernüchternd: Die U-Bahn-Anlagen sind alles andere als einladend, verdreckt und heruntergekommen. Dafür sind die Züge aber dann schick und modern. 20 Minuten dauert es bis „Vittorio Emanuele“, dort müssen wir aussteigen. Ein Blick in die Gegend sagt uns erst einmal „Laut!“. Aber das haben wir ja nicht anders erwartet. Das Hotel ist gleich um die Ecke, liegt im 5. Stock und ist mit einem altertümlichen Holz-Aufzug in einem Gitterschacht zu erreichen. Der erweist sich aber im Verlauf unseres Aufenthalts durchaus als zuverlässig. Wir werden freundlich in Empfang genommen und beziehen unser großes Zimmer,  zwar mit abenteuerlicher Dusche  - der Vorhang endet 30 Zentimeter über dem Boden – aber ansonsten durchaus ansprechend. Schnell die wichtigsten Kleinigkeiten ausgepackt und dann gleich wieder los. Unser Ziel: Das Colosseum. In den Bewertungen des Hotels hatten wir vorher verschiedenste Angaben zur Entfernung gelesen. Das reichte von „5 Minuten“ bis hin zu „nicht mal eine dreiviertel Stunde“ - jeweils Fußweg. Wir brauchen 10 Minuten, bis wir vor dem gigantischen Bauwerk stehen. Von innen besichtigen wollen wir es angesichts der endlosen Schlange am Ticketverkauf heute noch nicht. Stattdessen ein paar Außenaufnahmen, wir erwehren uns erfolgreich der „Gladiatoren“, die karnevalistisch anmutend vor dem Eingang stehen und sich gegen Bezahlung mit uns fotografieren lassen wollen. Lieber also auf die andere Straßenseite zum Forum Romanum. Dort stehen fliegende Händler, die Schneekugeln mit Colosseum, Petersdom oder wahlweise dem hässlichen italienischen Nationaldenkmal verkaufen. Andere haben Foto-Stative im Angebot. Schade, wir haben unseres zu Hause vergessen, aber wir weigern uns standhaft, hier eins zu erstehen. Am Forum Romanum ist die Eintritts-Schlange nicht so lang und wir stellen fest, dass es Kombi-Tickets gibt, die auch fürs Colosseum gelten. Mir kommt ein vager Gedanke: „Gib mir doch mal schnell den Reiseführer“.  Was steht da also: „Karten, die nach 13.30 Uhr gekauft werden, haben Gültigkeit bis zum nächsten Tag 13.30 Uhr, alle anderen nur am selben Tag.“ Der Blick auf die Uhr sagt 13.25 Uhr. Prima, dann warten wir doch noch so lange, denn  Forum Romanum, Palatin und Colosseum schaffen wir bestimmt nicht mehr heute bis 16.00 Uhr, dann wird nämlich zugemacht. Gesagt, getan, um 13.31 Uhr haben wir unsere Kombikarte und beginnen mit der Besichtigung der Trümmer auf dem Palatin, nachdem wir uns angesichts der herrschenden Temperaturen erst einmal unserer Jacken entledigt haben. Im Reiseführer wird alles gut und ausführlich beschrieben, so dass es durchaus eine Weile dauert, bis wir alles gesehen haben. Dann aber die Hauptsache: Der Blick aufs Forum Romanun und das Colosseum. Umwerfend! Lange können wir uns nicht losreißen, aber schließlich steigen wir doch die Treppen hinunter und hier geht es jetzt erst richtig los: Tempel für alle möglichen Götter, Kaiser, Kinder von Kaisern, die völlig erhaltene Kurie (nein, nicht die im Vatikan), Säulen und Trümmer ohne Ende. Und allmählich können wir uns auch des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass wir trotz Ende November nicht die einzigen Touristen in der Stadt sind. Nach ewigen Zeiten und einer kurzen Erfrischung verlassen wir das Forum Romanum, auch wenn uns noch ein paar Tempel und Säulen fehlen – die Eintrittskarte gilt ja morgen auch noch! Jetzt erst mal weiter Richtung Campidoglio – dem Kapitol mit seinen Michelangelo-Museen. Auf dem Weg dorthin noch ein paar grandiose Ausblicke, gut, dass die Speicherkarten unserer Kameras hinreichend groß sind. Und dann der Platz selbst:  Gigantisch! Umgeben von den Kapitolinischen Museen, die wir eigentlich auch noch auf unserer Wunschliste haben, aber nicht mehr heute, dazu ist es schon zu spät. Was also weiter? „Wir werfen mal einen Blick in den Stadtplan und schauen dann weiter.“ Gute Idee, nur – wo ist der Stadtplan?  Im Reiseführer – und wo ist der? Im Rucksack definitiv nicht. Einiges Grübeln führt zu dem Ergebnis „Ich musste ihn vorhin mal als Unterlage zum Fotografieren benutzen, da habe ich ihn wohl liegenlassen.“  Also zurück Richtung Forum Romanum, viel Hoffnung haben wir zwar nicht, aber probieren kann man es ja mal. Und in der Tat: Da liegt er, einsam und verlassen auf einem Mäuerchen, und wartet darauf, dass er von uns abgeholt wird. Glück gehabt.
Jetzt also weiter Richtung Pantheon. Auch uralt, aber im Gegensatz zu den meisten Gebäuden im Forum Romanum vollständig in Funktion – als Kirche. Wieder einmal unglaublich eindrucksvoll, für Fotos leider wenig geeignet, dafür ist es zu dunkel. Wir versuchen es trotzdem,  indem wir die Kameras auf die Kirchenbänke stellen oder legen, mit den abenteuerlichesten Hilfsmitteln arbeiten und  uns selbst verrenken. Die Italienerin in der Bankreihe hinter uns amüsiert sich köstlich. Ansonsten nutzen wir die Gelegenheit und gönnen unseren müden Füßen ein Pause.
Allmählich meldet sich auch der kleine Hunger, gegenüber ist eine „Tavola Calda“, dort gibt es belegte Baguettes oder Ciabattas. Das ist jetzt genau das richtige. Und dann schauen wir noch einmal in den Reiseführer … wo ist der überhaupt? „Oh, den muss ich auf der Kirchenbank vergessen haben..:“ Ich stehe also draußen und warte, während sich der Gatte zum zweiten Mal heute auf die Suche nach dem Reiseführer begibt. Lange dauert es, bis er wieder herauskommt, aber triumphierend schwenkt er den Reiseführer. Die amüsierte Italienerin hatte gesehen, dass wir ihn vergessen hatten und sich ihrerseits auf die Suche nach uns begeben. An unserem vorherigen Platz saß jetzt nur noch ihr Mann, der versuchte, den Sachverhalt in italienisch zu klären. Englisch, französisch oder gar deutsch leider Fehlanzeige. Als es endlich zu einer halbwegs verständlichen Klärung gekommen ist, kommt auch die Frau wieder an, freudig mit dem Reiseführer winkend. Nochmal Glück gehabt! Wundert es irgendjemand, dass ab diesem Moment meine meistgestellte Frage ist: „Hast du den Reiseführer?“. Auf den Stufen am Brunnen vor dem Pantheon lassen wir uns jetzt unsere Baguettes schmecken, bevor wir weiterziehen Richtung Piazza Navona, angeblich dem schönsten Platz Roms. Leider können wir das nicht so recht nachvollziehen, hier wird nämlich gerade der Weihnachtsmarkt aufgebaut: schreiend bunt, grelle Beleuchtung und eher Losbuden-Angebot als adventlich-besinnlich. Schnell weiter, bis wir vor einer kleinen Enoteca stehen, in der wir uns ein Glas Sekt auf unsere Reise genehmigen. Und dann haben wir nur noch das Bedürfnis, ins Hotel zurück zu fahren, um vor dem Abendessen noch ein paar Minuten Erholung einzulegen.  Dabei machen wir erstmals Bekanntschaft mit der Buslinie 40 Richtung Stazione Termini, die sich, wie wohl die meisten anderen Buslinien auch, durch brechende Fülle und chaotische Fahrweise auszeichnet. Halb seekrank kommen wir am Hauptbahnhof an und müssen jetzt nur noch eine Station U-Bahn fahren. Inzwischen hat es angefangen, leicht zu tröpfeln. Aber das stört uns nicht weiter, wir sind ja jetzt erst einmal im Trockenen.
Wir fallen auf die Hotelbetten, unsere Füße  und Rücken sind uns ewig dankbar. Aber das nächste Projekt steht unmittelbar bevor: Wohin zum Essen? In unseren Auflistungen gibt es viele Tipps, viele klingen auch interessant. Unsere Wahl fällt auf ein Restaurant in San Lorenzo, dem Viertel hinter dem Bahnhof. Da kommt man gut hin und es klingt so, als gäbe es dort keinen Touristen-Nepp.  Nach einer angemessenen Ruhepause beschließen wir, dass unser Outfit hinreichend ist, ziehen uns also nicht noch einmal um, sondern machen uns gleich auf den Weg nach San Lorenzo. Durch finstere Ecken geht es, man hat eine ungefähre Vorstellung davon, was der Reiseführer meint, wenn er alleinreisenden Frauen von dieser Gegend nach 22.00 Uhr abrät. Nur noch unter der Bahn durch, dann sind wir in San Lorenzo. Und oh Wunder: Hier reiht sich eine Kneipe an die andere, wir stehen mitten im Uni-Viertel. Nett, denken wir, und streben zügig auf „unser“ Restaurant zu. Ein freier Tisch ist kein Problem, ganz entgegen unseren Befürchtungen. Ungefragt bekommen wir erst einmal eine Liter-Flasche Mineralwasser und einen Korb Brot. Und die Karte. Als Menü gibt es: Vorspeisen, Nudelgerichte, Hauptgang, Salat, Dessert und ein Viertel Liter Wein. Oder als Dreigang-Menü in verschiedenen Kombinationen. Wir entscheiden uns für Nudeln, Hauptgericht und Dessert zum Preis von sagenhaften 23,- Euro. Eine Flasche Hauswein kommt auf den Tisch, jedem wird ein Glas eingegossen. Und bald schon kommt der erste Gang: eine große Platte Spaghetti mit verschiedenen Muscheln. Lecker!  Und wir sind schon gut gesättigt, hoffentlich ist der Hauptgang nicht mehr so groß! Dann bringt der Kellner für jeden einen Suppenteller. Schellfisch, weiße Bohnen und Graupen in Tomatensauce. Auf diese Kombination wäre ich nie gekommen, schmeckt aber wirklich gut. Allmählich schwant uns: Es gibt nicht eins der Nudelgerichte zur Auswahl, sondern alle drei! Wie soll das erst bei den Hauptgerichten werden? Dezent schieben wir wenigstens schon einmal den Brotkorb zur Seite. Gut so, denn als nächstes sitzen wir vor einer Portion Lasagne mit Krabben und Pfifferlingen von sensationeller Qualität. Eigentlich können wir kaum noch, aber gnadenlos werden wir als nächstes mit einem ganzen Fisch, einer riesigen Garnele und einer Portion frittierten Meeresfrüchten abgefüllt. Auch das wieder außerordentlich gut. Dazu eine große Platte Salat - vorwiegend Radicchio. Inzwischen ist unser Kontingent von einem Viertel Liter Wein pro Person aufgebraucht, die Flasche steht aber noch da. Egal, das Extra-Viertel bezahlen wir dann eben zusätzlich. Und verteilen den Rest auf unsere Gläser. Inzwischen balanciert der Kellner das Dessert heran: das leckerste Zitronen-Sorbet, das ich jemals gegessen habe. Und dann sind wir kurz vor dem Platzen. Wir bestellen jeder noch einen Grappa und können dann kaum noch pusten. Im Kopf überschlagen wir schon mal die Rechnung. Menü-Preis, Wasser, Brot, zusätzlicher Wein, Grappa … Dann kommt sie wirklich: Nichts extra für Brot, Wasser, Wein. Außer dem Menü steht da nur der Grappa drauf, und der für immense 3 Euro. Beide zusammen, wohlgemerkt. Wir können es kaum fassen und kugeln uns dann doch  aus dem Restaurant wieder ins Studenten-Gewühl. Auch wenn wir eigentlich rechtschaffen müde sind – dieses Viertel müssen wir doch noch etwas näher unter die Lupe nehmen. Und etwas Bewegung nach diesem Gelage ist sicher nicht verkehrt. So ziehen wir kreuz und quer durch die Gassen, sind völlig überrascht angesichts des Trubels, der hier herrscht. Und zwar ganz ohne Touristen. Um kurz vor Mitternacht beschließen wir, nun  doch noch auf den Geburtstag anzustoßen und suchen uns kurzerhand eine Platz in einer Weinstube. Der erste bestellte Wein ist leider korkig, wir reklamieren und es dauert eine Weile, bis Ersatz kommt. So sitzen wir um Mitternacht vor leeren Gläsern und ich nehme die Glückwünsche erst mal trocken entgegen. Gleichzeitig mit dem neuen Wein kommt dann eine SMS an, teilweise in italienisch, ich vermute mal, auch hier handelte es sich um Geburtstagsglückwünsche. Wir trinken noch in Ruhe aus und machen uns dann endgültig auf den Rückweg zum Hotel. Dort erwarten mich noch ein paar Päckchen – der Gatte hatte sich beim Kofferpacken eine extra-Ecke reserviert. Ich schaffe es gerade noch, das Papier zu entsorgen und schlafe, glaube ich, ein, bevor ich richtig im Bett liege.

Zuletzt geändert: Nov 10 2010

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