Eigentlich waren die Fahrräder schon fix und fertig für die Elbe-Tour. Aber dann kam doch alles ganz anders ...
Donnerstag, 3. Juni 2010 |
von Anke Krause |
Zuerst aber muss noch etwas Bürokratie erledigt werden. Freitags gibt es nämlich eine geführte Wanderung durch die Samaria-Schlucht, 18 Kilometer lang, 1200 Meter Höhenunterschied und absolut spektakulär, wenn man den Bildern im Reiseführer und Silke Glauben schenkt. Hier war sie übrigens selbst auch schon. „Geführte Wanderung“ heißt in diesem Fall: 160 Kilometer Busfahrt bis zum Anfang der Schlucht, Wanderung auf eigene Faust, einstündige Bootsfahrt ab Ende der Schlucht (das per Auto oder Bus nicht zu erreichen ist), danach Busfahrt zurück nach Agia Galini. Und eben das wollen wir jetzt bei der Ausflugsagentur für morgen buchen. Der Mitarbeiter ist ganz begeistert und meint, wir sollen uns abends noch einmal melden, die Tour findet erst ab 24 Teilnehmern statt, wir sind die Nummern 21 und 22. Er hat aber keinen Zweifel daran, dass im Laufe des Tages noch zwei weitere Anmeldungen hereinkommen. Also bitte heute Abend noch einmal bestätigen lassen.
So, das wäre erledigt, jetzt geht es auf nach Chanià. Die Strecke bis Rethymnon kennen wir ja nun schon, hier fahren wir auf die Autobahn und können es gar nicht glauben. Auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel haben wir ja schon viel blühenden Oleander gesehen, aber das hier ist ein Vielfaches davon. Rot, weiß, rosa, ab und zu ein quietschgelber Ginsterbusch dazwischen. Ich denke wieder einmal mit Wehmut an die mickrigen Töpfe auf der heimischen Terrasse... Das Dumme daran ist nur, dass ich diesen Eindruck nicht im Bild festhalten kann. Erstens befinden wir uns auf der Autobahn, da wird es nicht so gern gesehen, wenn man zum Fotografieren mal kurz anhält. Und zweitens - kann mir das bitte mal jemand erläutern? - scheint etwa ¾ der Inselfläche und sämtliche Flughäfen militärisches Sperr- oder zumindest Hoheitsgebiet zu sein. Und da ist knipsen streng verboten! So also auch die Autobahn, wie uns alle paar Kilometer ein völlig überdimensioniertes Schild eindrücklich klarmacht. Also leider keine Oleander-an-der-Autobahn-Bilder!
Stattdessen jede Menge Chanià-Bilder. Denn der Reiseführer und Silke haben Recht, es ist eine wunderschöne Stadt. Bevor wir aber dazu kommen, uns alles ausgiebig anzuschauen, ist zumindest der Gatte mehrfach einem Herzinfarkt nahe. Nämlich jedes Mal, wenn im ohnehin dichten und unüberschaubaren Straßenverkehr wie aus dem Nichts wenige Zentimeter rechts und links von uns Motorroller auftauchen und sich blitzschnell an uns vorbei drängeln. Die Fahrer fahren selbstverständlich ohne Helm, und wenn sich doch mal jemand dazu durchringen kann, einen derartigen Kopfschutz zu tragen, kann man fast sicher davon ausgehen, dass hinter ihm auf dem Roller ein kleines Kind ohne Helm sitzt. Warum die meisten Autos hier ein einziger Blechschaden sind, wird uns spätestens jetzt klar. Das sind dann die Momente, in denen man sich in das wohlgeordnete Berlin zurück wünscht.
Wie durch ein Wunder gelingt es uns, dem Chaos heil zu entkommen und unser Auto am Straßenrand abzustellen. Nun lassen wir uns mehrere Stunden durch das arabische, das jüdische und das venezianische Viertel der Altstadt treiben, trinken hier einen Frappé, essen dort eine Kleinigkeit, schauen uns die netten Geschäfte und die viel gepriesenen Markthallen an (na gut, die in Riga oder in Funchal waren eindrucksvoller, aber immerhin!), senden einen kurzen WiFi-Gruß nach Hause (Wetter dort übrigens laut Auskunft von wetter.com: allmählich besser) und lassen es uns ansonsten richtig gut gehen.Viel später als geplant machen wir uns auf die Heimfahrt in der Hoffnung, die Ausflugsagentur noch geöffnet anzutreffen. Zurück also erst durch das unsägliche Verkehrschaos, dann durch den militärischen Oleander-Dschungel. Und zum Schluss die uns nun schon gut bekannte Straße von Rethymnon nach Agia Galini. Unterwegs kommt uns tatsächlich einen alten Mann mit einem voll beladenen Esel entgegen. Ich hatte gedacht, so etwas gibt es selbst hier nur noch auf Postkarten, aber der scheint wirklich echt zu sein. Leider sind wir wieder zu schnell vorbei, um noch ein Foto zu machen und außerdem scheue ich mich dann doch ein bisschen, einfach so die Menschen hier aus der Nähe zu fotografieren. Obwohl – das stellen wir in diesem Urlaub immer wieder fest – die eigentlich die spannendsten Bildmotive wären.
Nicht zu ändern, wir fahren weiter und erwischen den Agenturmenschen gerade noch in seinem Büro. Tatsächlich, es haben sich noch zwei weitere Mitfahrer gefunden, der Ausflug findet statt! Morgen früh um 6.30 Uhr fährt der Bus hier vor dem Büro los. Bitte gute Schuhe, Kopfschutz und Wasser nicht vergessen!
Na gut, dann wollen schnell noch irgendwo etwas essen und früh schlafen gehen, das wird bestimmt ein anstrengender Tag.
zuletzt geändert: Jun 26 2010 at 21:48
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