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Abenteuer Estland


6. August - Es geht los

Von Anke Krause (anke)
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Schalteröffnung 10.15 Uhr, so steht es in unseren Flugunterlagen. Eine gnädige Zeit also, wir müssen nicht mitten in der Nacht aufstehen. Und tatsächlich schaffen wir es, ganz in Ruhe zu frühstücken und unser Gepäck (17,9 Kilo, 14,8 Kilo und 16,0 Kilo: Armer Winfried, er hat als einziger eine Tasche ohne Rollen!) zum Regionalexpress zu transportieren. Spannende Frage: fährt die Bahn überhaupt oder ist wieder Streik? Aber wir haben Glück, der Zug kommt und wir steigen ein. Am Bahnhof Schönefeld hat man ein Einsehen und stellt kostenlos Gepäckwagen zur Verfügung. Als (fast) erste Fluggäste checken wir uns ein und haben jetzt ungefähr zwei Stunden Zeit bis zum Abflug. Mit Spannung beobachten wir eine Frau, die versucht, mit einem voll beladenen Gepäckwagen die Damentoilette zu entern. Tatsächlich gelingt es ihr, nach ca. 20 Minuten kommt sie samt Gepäckwagen wieder heraus. Zwischenzeitlich sind auch unsere Freunde eingetrudelt. Letzter Check, ob nicht doch versehentlich ein Taschenmesser oder eine Wasserflasche im Handgepäck ist. Das Großgepäck wird abgegeben und wir passieren die Sicherheitskontrolle. Die Bücher unserer Tochter und mein Brillenetui bestehen den Röntgentest nicht, die Rucksäcke müssen geöffnet werden. Nachdem die Kontrollettis sich von der Harmlosigkeit meiner Sonnenbrille überzeugt und ein bisschen Harry Potter gelesen haben, dürfen wir endlich weitergehen. Zu siebt stürzen wir uns jetzt auf den Duty-Free-Shop, erstehen eine Flasche Wasser, eine Flasche Whisky, ein GEO-Spezial Baltikum, diverse Süßigkeiten und ein Plüsch-Krokodil, an dem das Kind sich während des ach so schrecklichen Fluges festhalten kann. Und dann zum Ausgang. Mehrere Kontrollen, Bordkarten, Pässe. Wir sind gespannt, ob die Kinder mit ihren niedlichen (mindestens fünf oder sechs Jahre alten) Fotos kommentarlos durchgelassen werden. Aber keiner interessiert sich für die Bilder, so dass wir jetzt in den letzten Warteraum gelassen werden. Endlich dann Einstieg. Das Hauen und Stechen um sie besten Plätze beginnt, aber es gelingt uns dann doch, in räumlicher Nähe eine Dreierreihe für die Kinder und jeweils zwei Plätze nebeneinander für die Eltern zu ergattern. Puh, geschafft. Jetzt erwartet uns ein Bilderbuchflug bei ziemlich guter Sicht, kurz vor der Landung in Tallinn sind die Inseln schon gut zu erkennen, auf denen sich ein großer Teil unseres Urlaubs abspielen wird. Und nach knapp zwei Stunden verlassen wir den Flieger schon wieder, sogar das Kind hat den Flug gut überstanden – vermutlich dank der tröstenden Worte ihrer beiden Reisebegleiter und des Krokodils. Wie immer ist unser Gepäck (fast) das letzte, das auf das Band geladen wird, die Wartezeit wird (erstaunlicherweise vorwiegend von den männlichen Mitgliedern unserer Mini-Reisegruppe) zum China-Besuch genutzt. Zu diesem Zeitpunkt hat nämlich noch niemand entdeckt, dass im Flughafengebäude (wie übrigens auch sonst an vielen Stellen im ganzen Land) ein „Internetipunkt“ kostenlos zur Verfügung steht... So, das Gepäck ist vollständig, nun wieder Passkontrolle. Die beiden ältesten Kinder erregen Unmut oder zumindest Aufsehen mit ihren russischen Visa von der Orchester-Reise im letzten Jahr, aber sie dürfen dann doch in die Republik Estland einreisen.

Hinter den Absperrungen erwartet uns Adrian, unser Reise-Organisator, mit einem Blümchen für die Damen und Schokolade für die Kinder (von der ist kurze Zeit später schon nichts mehr zu sehen). Per Auto und Taxi geht es jetzt ins Hotel. Zwei Doppelzimmer für die Eltern, das Dreibettzimmer für das junge Gemüse. Kurzer China-Besuch und dann erwartet uns Adrian zum Reiseberatungsgespräch. Es gibt einen Vana Tallinn  für die Herren (die haben ja schließlich am Flughafen nichts bekommen), ein paar einführende Worte zu Land und Leuten, Tips für Essen und Trinken, zum Verhalten im estnischen Straßenverkehr und zu allen Dingen, die sonst nützlich und wichtig sind. Und dann planen wir die Stadtführung, die für den nächsten Tag vorgesehen ist. Bei den Worten „Ich würde ja einen Stadtrundgang bei Sonnenaufgang vorschlagen – die Sonne geht übrigens morgen um 5.17 Uhr auf.“ wechseln die Erwachsenen zunächst bedeutungsvolle Blicke, so, als habe man nicht richtig verstanden. Ist nicht eigentlich Urlaub? Die Kinder protestieren weniger dezent: „Da gehen wir dann aber nicht mit, viiiiel zu früh!“. Adrian schafft es aber, uns zu überzeugen und wir einigen uns auf einen Start um 5.30 Uhr am nächsten Morgen. Der Protest der jüngeren Mitreisenden wird ignoriert und kraft elterlicher Gewalt werden auch sie zur Teilnahme verdonnert.

Jetzt aber wollen wir erst mal auf eigene Faust Tallinn sehen. Nach so praktischen Erledigungen wie dem Besuch der „Hansapank“ streifen wir nun ziellos umher und lassen die wunderschöne Stadt auf uns wirken. Ein erstes Bier trinken wir auf dem Rathausplatz (der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der halbe Liter hier 65 estnische Kronen kostet. Im Verlauf meines Berichts wird das noch von Bedeutung sein!). Unser abendlicher Versuch, in einem Restaurant einen Tisch für 7 Personen zu bekommen, ist allerdings zunächst zum Scheitern verurteilt und erst nach langer Suche werden wir fündig. Schweinefilet und Lachs gibt es. Zwar nicht das, was uns als typisch estnische Küche vorschwebte, aber trotzdem gut. Anschließend testet vor allem Winfried ausgiebig den Nacht-Modus seiner neuen Kamera und, immer den „Stadtspaziergang zum Sonnenaufgang“ am nächsten Tag vor Augen, streben wir dann dem Hotel zu.

zuletzt geändert: Jan 11 2011 um 09:23

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von am um
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