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Abenteuer Estland


20. und 21. August - The End

Von Anke Krause (anke)
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Abschied von Muhu, Riinu und Liivi – früher als geplant. Wegen des langen Wochenendes ist die 10.00 Uhr-Fähre zum Festland längst ausgebucht. Wir müssen also schon einige Stündchen früher aufbrechen. Und dann noch berücksichtigen, dass wir ein nur begrenzt funktionsfähiges Auto dabei haben. Am Morgen also ein Schnell-Frühstück, einmal Reifen pumpen, das Abschiedsfoto aufnehmen und schon geht es gen Fährhafen Kuivastu. Da wir unsere Plätze gebucht haben, müssen wir uns zum Glück nicht in die lange Schlange einreihen und kommen so ganz entspannt auf die Fähre. Die Kinder nutzen die Überfahrt – zum Schafen natürlich, obwohl es sich ja für diese halbe Stunde eigentlich kaum lohnt. In Virtsu nimmt uns jetzt wieder Adrian in Empfang, um uns am letzten vollständigen Tag unseres Urlaubs noch einmal die eindrucksvolle Natur der Westküste zu präsentieren. Das nicht einsatzfähige Auto bleibt an einer Tankstelle stehen, Adrian hat in seinem Wagen vier freie Plätze. Wir werden jeder mit einem Fernglas ausgestattet (Dabei hatten wir ausgerechnet in diesem Urlaub ausnahmsweise mal an unser eigenes gedacht!). Von diversen Vatetorns (Aussichtstürmen) aus gibt es verschiedenste Vögel zu beobachten, Bekanntschaft mit einem Waschbären machen wir auch - der aber leider ziemlich flach und ziemlich tot auf der Straße liegt. Und das absolute Highlight des Tages für unsere Tochter: In der Ferne stehen ein paar Pferde, die mit dem Fernglas gaaaanz nah aussehen. Es sind Wallache, versichert sie uns. Ja, die Ferngläser sind schon leistungsfähig! Nach einer kurzen Mittagspause noch einmal Gruselgefühl: Ein großes Moorgebiet erwartet uns. Aber so gruselig ist Moor eigentlich gar nicht, erfahren wir bei dieser Gelegenheit, alles nur Horrorgeschichten! Eine letzte Fahrt über Kalkpisten, es staubt mal wieder mächtig. Und bald haben wir die Tankstelle und das abgestellte Auto wieder erreicht. Aufpumpen ist zur großen Freude aller nicht erforderlich, die Reifen haben die Luft gehalten! Die Stunde des Abschieds ist gekommen, Adrian fährt weiter Richtung Süden, wir müssen zurück nach Tallinn. Mit Tempo 80 geht es nun vorbei an Rasen mähenden Menschen und menschenleeren, aber frisch gemähten Wiesen bis zu einem Verkaufsstand an der Straße. Honig gibnt es hier. Die beiden alten Frauen sprechen weder deutsch noch englisch noch sonst irgendwas, nur estnisch. Aber das macht nicht, sie haben Zettel mit den Preisen vorbereitet und mit Händen und Füßen einigen wir uns auf zwei Gläser halbfesten Honig mit Plastikdeckel. Der muss in die große Reisetasche, stellen wir sofort fest, denn mehr als 100 ml im Handgepäck sind nicht erlaubt. Nun kann man natürlich darüber diskutieren, ob halbfester Honig eine Flüssigkeit ist, aber bevor wir am Flughafen irgendwelche Irritationen auslösen... Weiter geht es, der Reifen hält erstaunlich gut und irgendwann erreichen wir wieder bewohntes Gebiet, den Stadtrand von Tallinn. Gut so, denn bevor wir die Autos wieder abgeben, müssen wir sie nochmal volltanken. Es gibt auch jede Menge Tankstellen, nur leider alle auf der anderen Seite der viel befahrenen sechsspurigen Straße. Und Wendemöglichkeiten sind doch eher rar. Endlich, schon kurz vor der Altstadt können wir die Richtung ändern und wieder stadtauswärts fahren. Zur nächsten Tanke müssen wir jetzt doch wieder ein ganzes Stück fahren, dafür geht aber die Wieder-Rückfahrt stadteinwärts mit vollem Tank recht problemlos. Nach den zwei Wochen in fast menschenleerem Gebiet sind wir jetzt schweißgebadet angesichts der Vielzahl von Autos und Leuten. Völlig kultur-geschockt erreichen wir das Hotel, beziehen unsere Zimmer, räumen die Autos leer, werfen ihnen noch einen letzten wehmütigen Blick zu und geben dann Papiere und Schlüssel an der Hotelrezeption ab. Einen kurzen Gedanken verschwenden wir noch darauf, wie sauber die Wagen doch vor unserer Rundreise waren, aber dann sind wir nur noch froh, dass wir sie mehr oder weniger heil wieder abgeliefert haben.

Jetzt aber erst mal wieder Stadtluft schnuppern! Die Kreuzfahrttouristen sind jetzt am späten Nachmittag wieder weg, das Gedränge hält sich also einigermaßen in Grenzen. Und so bekommen wir diesmal auch ohne Probleme einen Tisch für sieben Personen in einem netten Restaurant. Das Kind ist so ausgehungert, dass es gleich zwei Hauptgerichte bestellt – und nachher die Hälfte liegen lässt. Oder war es einfach nur ein Missverständnis und der Kellner hat die Eigenart unserer Tochter, niemals etwas einfach aus der Karte zu bestellen, sondern immer alle möglichen Bestandteile von verschiedenen Gerichten ganz neu zu kombinieren, nicht verstanden? Der halbe Liter Bier hier im übrigen 40 ,- Kronen.

Ein letzter Nachtspaziergang zum Domberg, eine Runde durch die Altstadt, ein paar Fotos und schon ist auch dieser letzte Abend beendet. Gut dass der Flieger erst nachmittags geht, so können wir am nächsten Morgen noch einmal die Handicraft-Läden unsicher machen. Gesagt, getan, nach dem Frühstück werden die Zimmer geräumt, die Reisetaschen im Gepäckraum des Hotels abgestellt und noch einmal ziehen wir in die Altstadt. Ein paar Holzlöffel, ein paar Haargummis und ein komplett neues Outfit für's Kind. Dass sich die Eltern auch je ein Kleidungsstück leisten, erscheint da nur recht und billig. Noch war ja etwas Platz in den Reisetaschen. Wie die Packesel kommen wir uns jetzt vor mit all den Tüten. Und ob das wirklich noch passt? Einen letzten Drink auf dem Rathausplatz wollen wir uns noch gönnen, aber angesichts der 65,- Kronen für ein Bier ziehen wir doch lieber eine Straße weiter und bekommen es da für 45,- Kronen. So haben wir jetzt noch ein paar Kronen übrig, um uns notfalls am Flughafen noch eine Kleinigkeit kaufen zu können. Und jetzt müssen wir uns auch schon sputen, um 13.00 Uhr soll das Großraumtaxi am Hotel stehen. Und wir müssen noch unsere Einkäufe in den Reisetaschen unterbringen. Glück gehabt, passt so gerade eben. Unsere Freunde haben den Versuch gar nicht erst unternommen, die haben jetzt ein große zusätzliche Papiertüte als Handgepäck. Wenn das mal keinen Ärger gibt... Fast zu pünktlich ist da Taxi dann auch da, aber es dauert doch noch eine Weile, bis die Klo-Warteschlange abgearbeitet ist. Zum Flughafen ist es glücklicherweise nicht weit und so sind wir noch eine Weile vor Öffnung der Schalter da. Dumm nur, dass auf sämtlichen Anzeigetafeln unser Flug gar nicht aufgeführt ist. Sollen wir jetzt angfangen, uns Sorgen zu machen? Aber erst mal bleiben wir ruhig, gehen alle nochmal auf's Flughafenklo (man weiss ja nie, wann man wieder die Gelegenheit hat!). Und irgendwann forschen wir dann mal an einem beliebigen Schalter nach und siehe da, unser Flug wird längst abgefertigt, nur gesagt hat davon niemand etwas. Gut, schleppen wir eben unser gesamtes Gepäck zum Schalter und checken ein. Unsere Reisetaschen haben jetzt alle das Idealgewicht von 19,8 Kilo. Gut geplant, denken wir und gehen weiter zum Sicherheitscheck. Da stolpern wir erst mal über eine große Kiste mit leeren Plastikflaschen. Stimmt! Siedend heiß fällt uns ein, dass wir auch noch eine 0,5-Liter-Wasserflasche im Handgepäck haben. Aber kein Problem, die ist zu dritt schnell geleert und anschließend in eben dieser Kiste entsorgt. Und diesmal passieren wir die Kontrollen ohne Beanstandungen. Wir stehen längst im Warte- und Einkaufsbereich, nur von unseren Freunden gibt es kleine Spur. Kurz bevor wir doch unruhig werden, tauchen sie aber dann doch auf. Was war passiert? Ganz einfach, sie hatten noch mehrere 1,5-Liter Getränkeflaschen im Handgepäck vergessen. Und in freier Abwandlung des Spruchs „Lieber sich den Bauch verrenken als dem Wirte etwas schenken“ haben sie überhaupt nicht eingesehen, die Flaschen samt Inhalt zu entsorgen. Und das dauerte dann natürlich. Zur Krönung meinte dann ein Grenzmensch bei der Passkontrolle, einen der Kinderausweise zerlegen zu müssen. Sprich: er hat etwas rabiat kontrolliert und plötzlich zwei Teile in der Hand. Der Unmut des Passinhabers beeindruckt ihn wohl nicht im geringsten. Aber nun sind wir doch alle wieder versammelt und stürmen die Geschäfte. Vana Tallinn gibt es, Likör und Marzipan. Dafür reichen unsere Kronen eigentlich nicht mehr, aber man kann auch kleinste Beträge mit der Kreditkarte zahlen. Und so ist es auch kein Problem, dass das Kind vor dem Abflug noch ein Sandwich haben möchte. Und dann irgendwann ist es so weit, die „Boarding“-Anzeige erscheint, wir können die Busse zum Flugzeug besteigen. Und wie auch schon auf dem Hinflug gelingt es uns, sieben fast zusammenhängende Plätze zu ergattern. Die üblichen Sicherheitshinweise, die üblichen Panikschreie unserer Tochter, der Flieger hebt ab. Wir sehen noch einmal zurück auf Tallinn, dann nur noch auf „Jejend“ und frisch gemähte Wiesen. Ein ruhiger Flug wird es und völlig unspektakulär landen wir nach 1 1/2 Stunden wieder in Berlin. Dort allerdings dann noch einmal Aufregung: Der Pass-Kontrolletti will sich nicht ohne weiteres mit der Zerstörungswut seines estnischen Kollegen abfinden und meint, einen zerrissenen Kinderausweis müsse er nicht akzeptieren. Aber Dank der Überzeugungskraft des Passinhabers und der wortgewaltigen Unterstützung seiner Begleiterin darf er dann doch wieder deutschen Boden betreten. Und so sind wir denn alle am Gepäckband wieder glücklich vereint. Wartezeit gibt es hier kaum: schneller als gedacht haben wir unsere Taschen wieder. Im Nachhinein stellen wir aber fest, woran das liegt: Der Weg vom Flieger durch die Passkontrolle und weiter zum Gepäckband ist so verwinkelt und weit, dass mittlerweile genug Zeit war, alle Koffer und Taschen vom Flugzeug ins Flughafengebäude zu verfrachten. Es folgt eine letzte gemeinsame Strecke mit dem Regionalexpress bei nahezu unerträglicher Hitze. In Karlshorst trennen sich dann unsere Wege, unsere Freunde müssen weiter bis zum Alexanderplatz. Und sind genau so gespannt wir wir, was sie jetzt zu Hause erwartet.

Aber wir alle sind uns einig: Es war ein wunderschöner Urlaub! Vielen Dank nochmal an die Organisatoren!

The day after: Beim Auspacken der Schmutzwäsche stellt sich heraus, dass der Deckel des Honigglases nicht so ganz dicht war ...


zuletzt geändert: Jan 11 2011 um 09:22

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von am um
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