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Abenteuer Estland


13.-16. August - Wieder Menschen

Von Anke Krause (anke)
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Die Fähre nach Saaremaa geht um 11.30 Uhr, wir können also noch ein letztes Mal in Ruhe auf dem Mäeotsa-Hof frühstücken. Die Autos sind fertig bepackt, am Ende fehlt nur noch das Kind. Der Abschied von Lotta zieht sich eben etwas hin... Doch irgendwann können wir dann wirklich starten, eine halbe Stunden Fahrtzeit ist es bis zur Fähre nach Saaremaa. Vorbei geht es an einzelnen Gehöften, weiten Feldern und vor allem – frisch gemähten Wiesen. Am Fährhafen ein ungewohnter Anblick: eine Weide, darauf Kühe, die teilweise bis an die Knie im Meer stehen (ich dachte immer, die Biester sind wasserscheu). Wir stellen uns in die Warteschlange, immer in der Hoffnung, tatsächlich mitzukommen. Diese Fähre ist nämlich bei weitem nicht so groß wie die, mit der wir vom Festland gekommen sind. Viel voller ist es auch und eine Reservierung haben wir diesmal nicht. Die Kinder verbringen die Wartezeit – nein, ausnahmsweise nicht schlafend, sie haben alle spannende Literatur dabei und versenken die Nasen in ihre Bücher. Schließlich stellen wir fest, dass unsere Befürchtungen umsonst sind und wir selbstverständlich Platz auf der Fähre haben. Eine Stunde soll die Fahrt diesmal dauern. Genug Zeit, die Blicke noch einmal über Hiiumaa und die kleinen Inseln schweifen zu lassen, die wir Tage zuvor erpaddelt haben. Und dann kommt auch schon Saaremaa in Sicht. Eine Weile geht es an der Inselküste entlang und bald schon legen wir im Hafen von Triigi an, fahren mit den Autos von der Fähre und sind gespannt, was uns jetzt erwartet. Schon nach den ersten drei Kilometern haben wir mehr menschliche Behausungen gesehen als in der ganzen Zeit auf Hiiumaa, so kommt es uns jedenfalls vor. Nicht, dass es sich hier um ein Ballungsgebiet wie das Ruhrgebiet oder die Gegend um Frankfurt/Main handeln würde, aber es ist eben alles relativ. Wir durchfahren die Insel erst einmal komplett von Nord nach Süd, um zu unserer neuen Unterkunft in Kuressaare zu gelangen. Eine Pension diesmal. Eine Ferienwohnung und eine Junior-Suite im Gartenhaus sind diesmal für uns reserviert. Bereits die Einfahrt nach Kuressaare lässt uns staunen: breite und gut ausgebaute Straßen mit parallel führendem BELEUCHTETEN Fahrradweg! Und es scheint sich tatsächlich um eine echte Stadt zu handeln. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Tank-Stop und erreichen dann viel früher als erwartet die Pension Piibelehe, die für die nächsten drei Tage unser Zuhause sein wird: Ein hübsches komfortables Einfamilienhaus, im aufgestockten Dach die wunderschöne Ferienwohnung, umgeben von einem farbenprächtigen Blumen- und Obstgarten mit frisch gemähtem Rasen. Die Eigentümer begrüßen uns aufs Herzlichste in Deutsch. Es ist ihnen nur peinlich, dass die Junior-Suite noch nicht fertig ist, die letzten Gäste sind gerade erst abgereist. Wir versichern ihnen, dass das überhaupt nicht schlimm ist und wir jetzt ohnehin erst mal in die Stadt ziehen wollen. Schließlich findet sich noch eine andere Lösung: Die Eltern beziehen die Ferienwohnung und die Kinder ein Dreibettzimmer eine Treppe tiefer, da müssen sie morgens zum Frühstück nicht so weit laufen... Beim Bettenbeziehen wird schnell mit angepackt und so sind wir nach einer halben Stunde ausgehbereit. Zu Fuß dauert es etwa 20 Minuten bis ins Zentrum und was uns jetzt erwartet, übertrifft alle unsere Erwartungen: Tatsächlich eine richtige Stadt, gemütlich, mit Blumenkübeln und -ampeln in allen Straßen, netten kleinen Geschäften und zahllosen Restaurants. Wir stürmen als erstes das Rathaus und decken uns mit Informationsmaterial für die nächsten Tage ein (Reiten, Radfahren, Paddeln, Naturparks, Nobelrestaurants, Fähren nach Lettland, Golfplätze, ...- das meiste davon werden wir dann doch nicht brauchen), anschließend einen Markt mit Handicraft (auch so ein wichtiger Begriff, dem wir im Laufe unserer Reise immer wieder begegnen!). Es scheint, die Tage auf Hiiumaa haben so etwas wie Shopping-Entzugserscheinungen hervorgerufen. Da muss jetzt schnell Abhilfe geschaffen werden. Völlig geschafft und bepackt mit Mitbringseln für die Daheimgebliebenen und für uns selbst lassen wir uns in einem Restaurant nieder, Vater und Mutter trinken ein Bier (35 Kronen der halbe Liter!) und das Kind genehmigt sich ein Stück Kuchen. Die Hauptattraktion von Kuressaare, die Bischofsburg, schaffen wir heute nicht mehr, da ist jetzt schon geschlossen. Aber zumindest von außen mal gucken, das geht schon. Und wir sind ja auch noch ein paar Tage hier...

Die nächsten Tage werden eine bunte Mischung aus Landschaft (Zum Beispiel die Steilküste mit abenteuerlicher Abseil-Gelegenheit: Am Ende trauen sich dann doch alle Mitreisenden nach unten. Und ganz knapp schaffen es auch alle, vor dem losbrechenden Gewitter wieder am Parkplatz zu sein. Oder eindrucksvolle Meteoritenkrater), Kultur (uralte Wehrkirchen, gut erhaltene Windmühlen, die man erklettern und erkunden kann, nicht zuletzt natürlich die Bischofsburg von Kuressaare, aus der wir allerdings bereits eine viertel Stunde vor der offiziellen Schließzeit mäßig freundlich herauskomplimentiert werden – da müssen wir jetzt eigentlich noch mal hin, um uns den Rest anzuschauen.) und Fahrten über Kalkpisten, die auch diese Insel durchziehen. Spätestens hier rücken wir von nun unserem Vorhaben ab, die estnische Landschaft auch per Fahrrad zu erkunden, denn es gibt nur entweder die erstaunlich stark befahrenen gut ausgebauten Hauptstraßen oder eben die staubigen und holprigen Pisten. Das Fahrradfahren verschieben wir dann doch lieber bis nach dem Urlaub, in Brandenburg gibt es so schöne asphaltierte Radwege... Dann doch lieber Baden im Meer, direkt mit Blick auf die Bischofsburg, und ein abendlicher Bummel durch die Stadt. Dankenswerterweise gibt es auch einen großen Supermarkt, so dass wir vor der Weiterreise unsere Obst,- Getränke-, Schokoladen- (Kalev-Schokolade, sehr zu empfehlen!), Marzipan- (Vana Tallinn, die braunen sind besser als die blauen, habe ich mir sagen lassen, einen Selbstversuch habe ich strikt abgelehnt!) und Lebkuchen(!)-Vorräte auffüllen können. Schade, dass wir schon wieder weg müssen, wir hätten gern noch etwas mehr Zeit gehabt. Aber einen kleinen Trost gibt es doch: Saaremaa und Muhu, unsere nächste Station, sind durch einen Damm verbunden, so dass man auf unkomplizierte Weise auch noch einmal zurück kommen kann. Wenn es uns also dort langweilig wird...

zuletzt geändert: Oct 10 2007 um 17:53

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von am um
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